Möchte man im Zeitalter der digitalen Schnappschüsse sein privates Fotostudio auf semi-professionelles Niveau erheben, so ist neben Kreativität und Technik vor allem eines wichtig: Farbmanagement. Viele vergessen, dass bei Digitalfotografie mehrere Geräte zusammenspielen müssen, die zum Teil auf unterschiedlichsten Technologien beruhen. Kameras können mit ihren Bild-Sensoren unter Umständen mehr Farb- und Kontrastinformationen wahrnehmen, als der Computermonitor darstellen kann. Dieser gibt, je nach Lichtverhältnissen, Betrachtungswinkel oder Bildposition, Farben auch nicht immer gleich wieder. Verwendete Bildbearbeitungsprogramme sind je nach Hersteller auf unterschiedliche Farbprofile voreingestellt. Tintenstrahl-, Laser- und Thermodrucker liefern nicht selten unterschiedliche Variationen ein und desselben Fotos. Es liegt also nahe, entweder den Kopf in den Sand zu stecken oder sich um ein Farbmanagement mit Farbtabelle, Sensor und Gamma-Korrektur zu bemühen.
Um für die Kamera ein Farbprofil anzulegen, haben sich zwei Möglichkeiten etabliert. Die erste Variante besteht darin, während des Shootings für jede Belichtung Graukarten zu fotografieren. Damit ist für die spätere Farbkorrektur klar, welche Referenzfarbe für eine Bildserie mit der gleichen Belichtung gilt. Für Arbeiten außerhalb des Studios reicht meist auch das Grau einer metallischen Oberfläche aus, um die spätere Korrektur durchzuführen. Die zweite Möglichkeit besteht darin, mit Hilfe von abfotografierten Farbkarten ("Targets") zu allen erdenklichen Belichtungen und Lichtverhältnissen Referenzbilder zu erstellen. Diese werden mit einer Profilsoftware auf den Rechner gebracht, die ab dann jedes Bild automatisch abgleicht. Voraussetzung dabei ist allerdings, dass in jeder Bilddatei Informationen zur vorgenommenen Belichtung und der umgebenden Lichtsituation (Farbtemperatur in Kelvin) gespeichert sind.
Dia- und Flachbett-Scanner sind etwas schneller kalibriert. Dazu benötigt werden eine Profilsoftware und eine Vorlage ("Chart"), je nach Gerät für Durchlichtung oder Flachbett-Scan. Beim Kauf sollte man allerdings darauf achten, dass Software, Chart und Scanner zueinander kompatibel sind. Sehr preiswerte Software unterstützt meist nur wenige Typen, von mehreren Jahre alten, gebrauchten Vorlagen ist ebenfalls abzuraten, da die Referenzfarben mit der Zeit ausbleichen können. Die Software erstellt einmalig das Farbprofil, welches ab sofort (im Idealfall automatisch) die Korrektur im Scanvorgang ermöglicht. Beim Scannen von Negativen muss zusätzlich das Filmmaterial korrigiert werden. Filmhersteller bieten dafür eigene Charts an, idealerweise lassen sich aber in der Scan- oder Profilsoftware Filmhersteller und Filmtyp auswählen.
Monitore lassen sich verlässlich nur über zusätzliche Hardware kalibrieren. Zwar gibt es zur Bildbearbeitung oder dem Monitor mitgelieferte Tools zur Gammakorrektur, die Ergebnisse einer Messung sind aber dadurch nicht zu erreichen. Zum Einsatz kommen dabei so genannte Kolorimeter, gern durch ihr Aussehen aber auch "Farbspinnen" genannt. Diese bestimmen in einer gut fünf-minütigen Messung ein spezifisches Farbprofil, mit dessen Hilfe der Grafikkartentreiber die Farbausgabe normalisiert. Genau genommen wird also das Zusammenspiel von Betriebssystem, Grafikkarte und Monitor justiert und nicht der Bildschirm selbst. Je nach Gerät sollte das Farbprofil alle zwei bis vier Wochen aktualisiert werden. Besonders sensible Arbeiten in der Bildbearbeitungssoftware sollten außerdem nur bei ausgeschalteten Energiesparfunktionen und Bildschirmschonern durchgeführt werden. Profis nutzen sogar je nach Tageszeit unterschiedliche Farbprofile und dunkeln die Arbeitsräume zusätzlich ab.
Viele Druckerhersteller bieten mittlerweile in ihren Treibern eigene Farbprofile für verschiedene Papiersorten. In der Regel sind diese Einstellungen sehr verlässlich, wer jedoch Hersteller-fremdes Papier oder andere Tinte bzw. Toner verwendet, sollte den Aufwand eines Druckerprofils nicht scheuen. Dabei werden, unterstützt durch eine spezielle Software, bis zu 700 Testfarbfelder ausgedruckt und die tatsächliche Farbe durch ein Kolorimeter für den subtraktiven Farbraum bestimmt. Das Gerät ist jedoch nicht mit dem Kolorimeter zur Monitor-Kalibrierung zu verwechseln – das eine kann nur gedruckte Farbe, das andere nur die additive Farbmischung am Bildschirm korrekt erkennen. Aufgesetzt auf das ausgedruckte Farbfeld meldet es der Software geringste Farbabweichungen und ermöglicht so, das Farbprofil für diesen Drucker, diese Tinte bzw. diesen Toner und dieses Papier bestimmen. Die speziellen Kolorimeter sind vergleichsweise teuer, für einen Proof auf dem späteren Auflagenpapier jedoch meist unerlässlich.